Urbane Landschaft – Stadt als Garten

Quartierswandel
Internationale Stadtteilgärten - Hannover Sahlkamp

Die Internationalen StadtteilGärten Hannover e.V. wollen ein Stück Heimat für MigrantInnen und Deutsche sein, wo sie sich geborgen fühlen, gemeinsam etwas ansäen, pflegen und ernten. Ziel ist die Anlage von mehreren Gemeinschaftsgärten in Stadtteilen mit hohem Migrationsanteil in Hannover.

Der erste Garten wurde im Stadtteil Sahlkamp eingerichtet. Der Stadtteil ist ein programmgebiet „Sozialer Zusammenhalt“ im Bund Länderprogramm der Städtebauförderung. Im Sahlkamp leben mehrere hundert Familien aus 60 unterschiedlichen Nationen. Neben Arbeitslosigkeit sind Jugendgewalt und Drogenmissbrauch die großen Probleme in dem von Hochhausbebauung geprägten Quartier. Die Erwachsenen ziehen sich ohne berufliche Perspektive, ohne gesicherte Aufenthaltssituation, am Rande des Existenzminimums oftmals immer weiter zurück. Sie nehmen kaum am gesellschaftlichen Leben teil und beziehen sich nur noch auf ihre eigenen ethnischen Netzwerke. Ein Austausch mit Deutschen unterbleibt, so dass bereits erworbene Sprachkenntnisse nicht angewendet werden.

Mittendrin, auf dem Dach einer Tiefgarage ist inzwischen ein blühender Garten entstanden. 60m³ Mutterboden wurden von einem Radlader auf die Tiefgarage geschüttet und anschließend mit Schubkarren und Schaufeln verteilt. Eine Woche später, am 28. April 07 wurde mit dem Pflanzfest der Garten offiziell eröffnet.

Foto: Klaus Habermann-Nieße Hannover den 22.2.2023

Heute bauen 16 Familien aus dem Irak, Türkei, Afghanistan, Deutschland, Tunesien und Weißrussland Gemüse, Kräuter und Blumen an. Dazu kommen unzählige Gäste, die den anderen Familien helfen oder einfach nur für ein bisschen Muße im Garten vorbeischauen. Mit den anderen Gärten zusammen bewegen sich etwa 120 Familien regelmäßig in den drei Anlagen im Stadtteil Sahlkamp.

Ein Teil des Bedarfs an frischen Lebensmitteln kann so gedeckt werden. Über die Gartenarbeit sind aber auch Kontakte gewachsen. Abends sitzen die Gärtner oft am großen Tisch zusammen und sprechen über die Dinge des Tages. Inzwischen ist eine große Offenheit untereinander entstanden. Köstlichkeiten aus den Küchen werden ausgetauscht und probiert.

 Eine Gärtnerin berichtet: „Wir möchten hier auch auf die sehr seltenen und schönen Pflanzen aufmerksam machen, die noch nicht entdeckt worden sind. In unseren Gärten wachsen die seltenen Pflanzen der Menschlichkeit, Vertrauen und Verständnis. Es ist schön, jeden Tag aufs neue zu sehen, wie hier die Menschen aufblühen, weil sie eine kleine Oase gefunden haben, in der sie wieder Mensch sein dürfen, geachtet und beachtet werden, wie sie immer auf interessierte Zuhörer stoßen und auch Hilfe bekommen in welcher Art auch immer.“

  Neben der gärtnerischen Arbeit werden mit dem Stadtteiltreff Sahlkamp Bildungsangebote in den Bereichen Sprache, Ernährung und Kochen, sowie Musik in Kooperation mit dem Stadtteilzentrum entwickelt

Perspektivisch kann sich die Möglichkeit entwickeln, Gemüse und Obst über den Eigenbedarf hinaus zu produzieren, um diese im Stadtteil und auf hannoverschen Wochenmärkten zu verkaufen. Die Früchte könnten auch zu Säften und Marmeladen weiterverarbeitet werden. Für Menschen ohne Arbeit wäre das eine neue Aufgabe und ein Zusatzverdienst. Urbane Landwirtschaft entstehend aus klein parzellierten aber auf Gemeinschaft basierenden Stadtteilgärten.

Kooperationspartner: Stadtteiltreff Sahlkamp,
Agenda21-Büro der Stadt Hannover.
Selbsthilfe Sahlkamp e.V. / SPATS e.V., NaDu-Kinderhaus,
BauBeCon GmbH,
Stadtteilstiftung Sahlkamp-Vahrenheide,
Stiftung Interkultur.

Kontakt:
Internationale StadtteilGärten Hannover e.V.
Ansprechpartner: Eberhard Irion

[Beitrag von Dr.-Ing. Klaus Habermann-Nieße, LG Niedersachsen, Bremen]

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