Ja, dieses Thema verleitet zum Träumen, vielleicht sogar zu Pathos, am besten wäre es, es verleitet zum Handeln. Deswegen schlagen wir als Landesgruppe Mitteldeutschland einen großen Bogen. Am ersten Tag der Jahrestagung geht es um den Garten, die Gärtner:innen und das Gärtnern überhaupt – dies ist nicht nur im Wortsinn zu verstehen, nicht im Klein-klein des eigenen Gartens, sondern im gesellschaftlichen Kontext von Klimawandel und unter den Bedingungen des Anthropozän. Philosophisch, professionell und politisch. Ja, natürlich ist der Garten im Tagungstitel eine Metapher. Wie sich zeigt, erzeugt sie auch Reibung, damit auch Aufmerksamkeit. Also bleiben wir für unsere Jahrestagung dabei. Die Eigenschaft eines Gartens, umgrenzt / umhegt zu sein, lösen wir auf, indem wir für unsere Tagung den gesamten Planeten zum Garten machen. So verschwinden gleich einmal die Gartenzäune. Gärtner wäre dann – ganz im Sinne von Gilles Clement – die gesamte Menschheit. Da es aber diesen idealisierten Gesamt-Gärtner gar nicht als Akteur gibt, müssen wir das Gärtnern als unser praktisches Tun jeweils konkret machen. Am zweiten Tag werden wir in unsere Verantwortungsräume hineinleuchten. Wie kommen wir in ein verändertes Handeln?
Wir befragen uns als Akademie in unserer Tagung ganz praktisch, wie wir uns in Landwirtwirtschaft, im Forst, in der Wasser-, Energie- und Tourismuswirtschaft, in der Siedlungsentwicklung und beim Ausbau der Infrastrukturen bis hin zum Naturschutz usw. verhalten. In unserer Disziplin kennen wir uns mit einigen der hier genannten Systeme sehr gut aus, bei anderen kennen wir die jeweiligen Eigenlogiken nicht oder nicht ausreichend. Oder wer versteht schon im Einzelnen, welche wirtschaftlichen, biologischen, rechtlichen, hydrologischen, sozialen … Aspekte in der Landwirtschaft zusammenkommen? Als Champions für den Raum wissen wir freilich, dass die verschiedenen Systeme oft genug miteinander um den begrenzten Boden konkurrieren. Sie jeweils besser zu verstehen und sie integriert zu entwickeln, dürfte zur herausragenden Aufgabe der Zukunft werden. Zu oft fokussieren wir uns in unserer Disziplin und in unserer Akademie auf städtische Quartiere und Prozesse, der Blick endet am Stadtrand, er reicht kaum ins Stadtumland oder gar in periphere Lagen. Wenn wir aber zu einem neuen gesellschaftlichen Metabolismus der Nachhaltigkeit kommen müssen, wenn es um Kreislaufwirtschaften und die Wiedernutzung der Ressourcen geht, wenn die Städte für die Bauwende nachwachsende Rohstoffe und erneuerbare Energien brauchen, dann sind die politisch-administrativen Grenzen der Stadt zu eng gezogen. Wir müssen raus aufs Land! Wir müssen uns dem Raum öffnen und der Region widmen, wir müssen Stadt und Land zusammendenken. Und da ist überall Landschaft. Wie André Corboz sagte: Das Territorium steht auf der Tagesordnung.
[Beitrag von Marta Doehler-Behzadi, LG Mitteldeutschland]